Grab 47 Sammuel + Johanna Stein
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Frau Johanna Stein geb. Wittgenstein gest. 4. Juli 1897 67-jährig |
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Samuel Stein geb. 15. Sep. 1828 gest. XX.XX 1914 |
In einem Quaderaufsatz, der noch Anfang der 80er Jahre vorhanden war, stand zu lesen:
Ein reich'res Herz trug / diese Erde nicht / Im Dulden gross und unbegrenzt im Lieben, / V
erklärte es zur Liebe / jede Pflicht/ und bis es brach ist es / sich treu geblieben
Hier begegnen wir der dritten Generation der lange in Beckum ansässigen Familie Stein, die unter der Kurzbezeichnung "Stein-Osttor", für alle Beckumer damals ein fester Begriff war. Sowohl die vorherige als auch die nachfolgende Generation hatten wir in den Personen seines Vaters Salomon (10) und seines Sohnes mit gleichen Namen (14) bereits kennengelernt.
Samuel wurde laut Hugo Krick am 27. September 1829 (etwas anderes Datum auf dem Grabstein) geboren und wurde in der Beckumer Umgangssprache mit ihren starken Wurzeln im Plattdeutschen allgemein "Schmul" (oder "Schmudel") genannt, was durchaus als Beleg für einen vertrauten, normalen Umgang und für seine Verankerung im städtischen Leben angesehen werden kann. Er heiratete am 16.10.1856 in seiner Heimatstadt Beckum Johanna Wittgenstein aus Ossendorf, wo sie im Jahre 1829 zur Welt gekommen war.
Als erstes Kind wurde Tochter Emma am 04.02.1859 geboren. Sie darf nicht verwechselt werden mit der zehn Jahre jüngeren Emma Stein, die aus Ahlen gebürtig war und Josef Stein heiratete, der das Haus Oststraße 14 übernahm (siehe Grab (2)). Der am 19.04. 1861 geborene Sohn wurde getreu der Familientradition nach dem Großvater Salomon genannt und trat auch später das Stein`sche Erbe im Haus Oststraße 35 an (siehe Grab (14)). Als drittes Kind von Samuel und Johanna Stein kam am 02.06.1863 die Tochter Julia (Julchen) zur Welt.
Auch beruflich trat Samuel in die "väterlichen Fußstapfen" und betätigte sich im Textilgewerbe. Anhand seines beruflichen Werdeganges kann man zugleich ablesen, welchen wirtschaftlichen Aufschwung seine Familie nahm und welche Wachstumskräfte allgemein in dieser Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts steckten. 1859, bei der Geburt seines ersten Kindes, wurde sein Beruf noch mit "Lohweber" angegeben, doch bald betätigte er sich ausschließlich als Kaufmann und Händler für Manufaktur- und Modewaren. 1879 vergrößerte er das Warensortiment durch die Hereinnahme von "Damenputz", also Hüten etc. Aber gleichzeitig hatte man in der Ackerbürgerstadt eine landwirtschaftliche Basis mit eigenem Viehbestand. Weitsichtig erkannte er die Zukunftschancen, die in der aufblühenden Zementindustrie steckten. So sorgte er dafür, daß sich seine Kinder, insbesondere Salomon, am Zementwerk "Phoenix" beteiligten und dort später ihr Auskommen fanden. Er selbst errichtete noch mehrere Wohnhäuser an der Lippborger Straße, die im Volksmund prompt den Namen "Schmulsdorf" erhielten.
Literaturhinweis
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Literaturhinweis: Hubert Lukas: „Hier ruhen in Gottes seligem Schutz …“ – Der jüdische Friedhof in Beckum (Beckumer Blätter Nr. 3), Beckum 1988. Seite 68