Grab 23 Bernhard Heine

Sally Hertz

* 4.5.1874

+ 17.3.1937

Im KZ umgekommen

Jeanette Hertz

Geb. Windmöller

*13.8.1881

Kurtz Hertz

*29.08.1909

Roboert Hertz

*13.1.1915

Es handelt sich die Grabstätte des letzten "natürlich" verstorbenen Mitgliedes der Beckumer jüdischen Gemeinde. Der Name "Hertz" weist weit in die Beckum Geschichte zurück: 1604 erteilte Münsters Fürstbischof Ernst von Bayern dem jüdischen Arzt Hertz (Herz) die Aufenthaltsgenehmigung (Judengeleit) für Beckum. Obwohl er sich bereits als befähigter Arzt in Münster ausgewiesen hatte, protestierten Beckumer gegen diese aufgezwungene Zuweisung und fanden sogar im Rat der Stadt Münster einen Bundesgenossen. (vgl. Art. Diethard Aschoff in Krick—Buch, S. 41, 49) Sally Hertz wurde am 04. 05.1874 in Ostenfelde geboren und heiratete am 18.03.1903 die Beckumerin Jeanette Windmüller, die am 13.08.881 als ältestes Kind des Phillip Windmüller geboren wurde (Schönche bas Uri). Durch die Heirat, die übrigens in Dortmund geschlossen wurde, trat Kaufmann Sally Hertz als Geschäftsinhaber die Leitung des traditionsreichen Geschäftes "S.A. Windmüller jun." an (siehe (31)), das von dem Großvater seiner Ehefrau gegründet worden war und dessen Namen trug. Das Geschäft befand sich im Haus Oststraße 13, das der Familie Hertz gehörte und von ihr auch bewohnt wurde. (P. S. Das größte Konfektionsgeschäft zur damaligen Zeit in Münster trug ebenfalls den Namen Hertz. )
Der Ehe entstammten fünf Kinder, die alle in Beckum geboren wurden:

  1. Grete (Rösche bas Schlaume) * 15. 04. 1904;
  2. Hilde (Cheile bas Schlaume) * 29.09.1906;
  3. Erna * 13.10. 1907;
  4. Kurt (Levy ben Schlaume) * 29.08.1909 und
  5. Robert (Schlaume ben Schlaume) * 13. 01. 1915.

Nach dem Tod von Sally Hertz (nach Windmüller—Chronik am 18.04.1937; anderes Datum auf dem Grabstein) konnte seine Ehefrau das Geschäft nur noch kurze Zeit weiterführen . Die diskriminierenden NS-Gesetze ließen
es nicht mehr zu. Die "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben" vom 12. November 1938 verbot den Juden denn Betrieb von Einzelhandelsgeschäften. Sie lebte mit ihrem Sohn Robert noch kurze Zeit in Beckum, zog dann aber zu ihrem Sohn Kurt nach Münster. Doch auch dort konnten sie ihren Häschern nicht entkommen; alle drei kamen schliesslich in Konzentrationslagern ums Leben.
Den drei Töchtern gelang die rechtzeitige Flucht aus Deutschland. Grete Hertz, jetzt verheiratete Eichenwald, ging in die USA, wo sie in Florida lebte; Hilde Hertz hielt sich eine Zeitlang in Südamerkia auf, kehrte dann nach Deutschland (Hamburg) zurück; Erna Hertz (verheirarate Luchs) fand in Brasilien (Sao Paulo) eine neue Heimat.

Bei Kriegsende war der Grabstein mehr aufzufinden. Auf Wunsch der Hinterbliebenen wurde von der Stadt Beckum im November 1977 ein neuer Grabstein aufgestellt, der nun auch die Namen der drei KZ umgekommenen Familienangehörigen aufnahm.

 

Literaturhinweis

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Literaturhinweis: Hubert Lukas: „Hier ruhen in Gottes seligem Schutz …“ – Der jüdische Friedhof in Beckum (Beckumer Blätter Nr. 3), Beckum 1988. Seite 68