Grab 22 Leopold Windmüller

Leopold

Windmüller

geb.18. Aug. 1969

gest. 21. April 1912

 

 

Ach warum bist Du uns so früh

                                      entrissen worden

Nur Deiner Lieben Glück

Galt Dein rastloses Tun.

 

Leopold (Jehudo ben Awrohom) und der gerade erwähnte Salomon Windmüller waren Brüder, die ihre Kindheit an der Weststraße verbrachten. Aus Anlaß seiner Familiengründung erwarb Leopold im expandierenden Norden das Gelände Vorhelmer Straße 13, auf dem er im Jahre 1900 einen großzügigen Neubau errichtete (heute Haus Venne).

Im gleichen Jahr (am 11.12.1900) heiratete er in Münster die aus Wolbeck gebürtige, jetzt in der Privinzialhauptstadt Münster wohnende Bernhardine Hoffmann (Dina bas Simon), geboren am 13.11.1877. Das Ehepaar hatte drei Kinder, die in Beckum zur Welt kamen:

  • Pauline (P'eir bas Jehudo) 28.04.1902;
  • Rudolf *30.04.1904 und
  • Artur Albert (Aron ben Jehudo) 09.09.1906. (Awrohom ben Jehudo)

Im Neubau eröffneten Leopold und seine Frau ein Geschäft für Stoffe und Manufaktur waren und im Nachbargebäude (Vorhelmer Str. 15) betrieben sie zudem noch eine Bettfederreinigung. Ganz in der Nähe hatte übrigens die NSDAP bald nach der "Machtergreifung" ihr Hauptquartier eröffnet und das dafür beschlagnahmte Paulusheim der KAB (spätere Kettelerhaus) in "Deutsches Haus" umbenannt. Dort führte NSDAP-Ortgruppenleiter Hugo Scheifhaken gleichzeitig als Wirt das Regiment.

Nach dem frühen Tod von Leopold Windmüller (am 21.04.1912 oder 4. Ijar 5672, wie die Familienchronik vermerkt) führte seine Frau Bernhardine das Geschäft weiter. Angesichts der sich zuspitzenden Lage im "Dritten Reich" verkaufte sie 1937 das Geschäftshaus und ging zu ihrem Sohn Artur nach Schüchtern in die Eifel und später zu ihrer Tochter nach Sittard in Holland.

Aber auch dort konnten sie der Verfolgung nicht entgehen. Die Söhne Rudolf und Albert flüchteten über England in die USA. Dort wurden sie eines Tages (im Jahre 1944) von Geheimdienstlern des FBI aufgesucht, die offenbar schon Vorbereitungen für die "Stunde Null" in Deutschland, also für die Zeit nach Ende des Krieges, trafen. Die FBI-Leute wollten in Erfahrung bringen, welche integre und unbelastete Persönlichkeit in Beckum nach dem Einmarsch als Bürgermeister in Frage kommen könnte. Beide schlugen Dr. Max Hagedorn vor, auch weil er sich nicht gescheut hatte. Juden in der NS-Zeit Rechtsbeistand zu geben.

 

Literaturhinweis

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Literaturhinweis: Hubert Lukas: „Hier ruhen in Gottes seligem Schutz …“ – Der jüdische Friedhof in Beckum (Beckumer Blätter Nr. 3), Beckum 1988. Seite 68